Cordoba

Auf heute habe ich mich in den letzten fast zwölf Monaten am meisten gefreut, denn wir brauchen noch einmal die Mezquita-Kathedrale, die mich letztes Jahr schier überfordert hat. Sie ist einfach unglaublich und auch heute verbringen wir fast drei Stunden in ihr. Naja gut, ein Weilchen davon geht dafür hin, mit anderen Wiesentälern einen kleinen Plausch zu halten. Daheim kommen wir ja nie dazu.


Diese Moschee ist unglaublich. 40.000 Menschen könnten hier nebeneinander Knien und ihre Häupter vor ihrem Kopf senken - das ist unsere ganze Gemeinde oder Seligenstadt, so wie es war, als wir wegzogen, Mal zwei - unfassbar! Und mitten hinein hat man eine Kirche gebaut und Jakobus ausgerechnet als Matamoros, Maurentöter, hineingestellt. 

Ich zu mir hier ein bisschen schwer mit dem Christenkult. Dem, der für diese Kirche verantwortlich ist, ging es wohl ähnlich: Ich habe etwas Besonderes genommen und etwas Alltägliches daraus gemacht. - Stimmt das aber wirklich? Ich schau mich um: Obwohl die Moschee relativ leer ist, sind hier jede Menge Menschen (die breitbeinig Stein sind die Herren einer deutschen Führung, die davon ausgehen, dass ich nicht verstehe, als sie sich über mich und die Farbe meiner Jacke monieren, weil ich die Frechheit besitze, in ihrer Nähe Fotos zu machen. Auch andere Besucher nehmen sie lautstark aufs Korn und ich hoffe nur, dass die wirklich kein Deutsch verstehen. Heideröslein!, Kinders, manchmal schäme ich mich echt, eine Deutsche zu sein!) aller möglichen Sprachen ... und ganz viele Damen mit Kopftüchern - alle zusammen an einem Ort. Ein schönes Metapher, oder? : Lässt die Vergangenheit Vergangenheit sein, sie gehört dazu, ermöglicht uns die Schönheit der Gegenwart, in der wir die Möglichkeit haben, mit unserer Offenheit die Weichen für eine noch friedlichere Zukunft zu stellen - allen breitbeinig herumkrakehlenden Großkotzen zum Trotz! Und warum? - Weil wir uns der Besonderheit der Welt und der verschiedenen Kulturen bewusst sind. Wir sollten nur endlich aufhören, uns ständig zickig im Gemecker über Kleinigkeiten zu ergehen, sondern endlich begreifen, dass Besonders und Besonders  noch besonderer sein kann, wenn man es zusammenpacken, wenn jeder mit anpackt und nicht im Kleinjrämertum versackt. Diese breitbeinig en Deutschen montierten sich in dieser Kostbarkeit über meine Jacke - joa, so kann man sein Leben auch verbringen.


Genug der tiefschürfenden Gedanken, steigen wir lieber wieder zu höheren Gefilden und den Kirchturm hinauf (auch ein schönes Bild: früher rief von ihm der Muezin zum Gebet, heute sind es die Glocken, aber Gläubige sind Gläubige, Gebet ist Gebet - wer maßt sich an zu wissen, dass Gott nicht auch Gott ist?). Sonst ist mir das ja immer zu anstrengend und weit oben, aber hier lohnt es sich wirklich, denn diese Dächer sind besonders schön und das Bild der Kathedrale in der Moschee wie ein Schiff auf einem gleichmäßig vor sich hin wogenden Meer (das es fruedlich trägt!) echt sehenswert.


Den Rest des Tages verbringen wir Bummel durch und gucken. Wir waren ja erst vor einem Jahr hier, aber heute sieht alles ein bisschen anders aus, ein bisschen wie frisch gewaschen; schließlich regnet es immer wieder kurz.