Camino mozarabe zum Zweiten

Ein Jahr ist nun vergangen und wir hatten fast zwölf Monate Zeit uns auf den zweiten Teil des Weges zu freuen. Ich habe viel geguckt und da recherchiert, damit wir uns auch ja nicht verlaufen und nichts verpassen. Von Cordoba soll es ja nun nach Merida gehen - und wenn ihr diese Einträge Lest, bevor ich sie daheim korrigiert und alle Akzente und Schruddel ergänzt habe, dann seht mir die zuweilen nicht korrekten Schreibweisen bitte nach. Mit meinem Tablet zwischen ziemlich müde und - schwups!  - da schnarcht sie schon wacker vor sich hin muss eben so manche Senora, Cordoba, Merida und cafe halbfertig in den Zeilen hängen bleiben.


Also: Ich habe ganz viel recherchiert und geguckt und geblättert und ... Kennt ihr das, wenn ihr wirklich nichts mehr finden könntet und dich das Gefühl habt, dass ihr so gar nichts wisst? Genau so geht es mir gerade. Aber ich hoffe, dass sich eins ans andere reiht und so am Ende ein halbwegs komplettes Etwas entsteht.


Einen richtig schönen Einstieg in diesen Camino hatten wir jedenfalls, denn Just zwei Abende vor unserem Abflug klingelte das Telefon und dran war Cordula, eine ganz liebe Mitpilgerin von unserer allerersten Etappe unseres allerersten Caminos. Neun Jahre ist das schon her! Heideröslein!, ich kann es gar nicht glauben! Für Thomas und ich sind sie und ihr Inzwischenehemann John ganz besondere Caminofreunde. Wir haben viel Freude und Nichtfreud miteinander geteilt. In den letzten Jahren haben wir uns ein bisschen aus den Augen verloren, aber das macht gar nichts: Nach neun Worten ("Echt? Bist du das? Nee, ne? Ist das schön!") ist es, als hätten wir erst gestern zusammen in der Bar gesessen, in die sie eingefallen sind, weil sie Thomas Hemd in der Sonne trocknend gefunden haben. Unglaublich! Unglaublich schön! Unglaublich vertraut! Unglaublich wertvoll! 


Nun, meine Lieben, so kann man mehr als gut auf einen Camino starten!


Oft werde ich gefragt, ob ich überhaupt noch aufgeregt bin, ob für mich nicht alles inzwischen Routine geworden ist. - Nein, ist es nicht besser ja, ich bin aufgeregt. Mehr noch: Ich stehe vor jedem Camino da und kriege schmetterlingsbebäucht ein solches Herzflattern, dass es mich grauselt! Und ich bin froh, dass es so ist. Ich möchte es gar nicht anders haben. Camino ist und bleibt für mich etwas Besonderes. Er soll mir niemals zur Gewohnheit werden, er soll niemals normal werden. Ich möchte niemals ohne Krupfel im Bauch starten, niemals ohne Halsknödel, niemals ohne weiche Knie. Das hat kein Camino verdient! - und ich mir auch nicht.


Meinen Rucksack habe ich erst auf den allerletzten Drücker gepackt, weil ich dachte, dass mir das das nervenzehrende Ein und Aus und Hin und Her erspart. Dachte ich jedenfalls. Naja gut, das mit dem richtigen Denken muss ich dann wohl noch üben. Bis auf das, dass ich völlig in Panik geriet, weil ich hier noch und da noch und hastenichtgesehen und woistdennjetzt, hat es mir rein gar nichts gebracht, weil aus- und eingepackt hab ich trotzdem immer wieder und als er dann endlich zu war, wäre ich reif für die Dusche gewesen, hätten wir nicht zum Flughafen gemusst. Bin ich froh, dass niemand fremdes neben mir saß, ich hätte mich sonst ob meines verschwitzten Daseins in Grund und Boden geschämt.


Kennt ihr das, wenn man so nach 20 min Fahrt beschließt, dass man jetzt auf keinen Fall mehr umdreht? Ich liebe diesen Punkt. Bis zu ihm bin ich in Gedanken noch 148 Mal von der Unterhose bis zum Ticket auf dem Handy alles durchgegangen. Aber an diesem Punkt Frage ich mich nur noch ein letztes Mal: Ticket? Personalausweis? Geld? Geldkarte? - Für alles andere gibt es auch in Spanien Geschäfte.


Der Rest unseres Abkommens verläuft absolut reibungslos: Thomas hat diesmal kein Taschenmesser in der Bauchtasche, ich komme nicht auf den letzten Drücker zum Boarding, wir verwechseln keinen Rucksack, die Zeit bis zum Bus nach Cordoba reicht für einen ersten cafe con Küche und den Weg zu unseren Hostel kennen wir bestens. Nach dem Einchecken machen wir noch einen Bummel durch die Altstadt und wo es leckeres Essen gibt, wissen wir auch noch von letztem Jahr. Gut, das Wetter ist wesentlich kühler als gehofft, aber gut, so isses halt. Morgen bleiben wir noch hier und übermorgen geht es los!