Malaga

Heideröslein! Wir sitzen tatsächlich im Flieger nach Andalusien! Ich kann es noch gar nicht richtig glauben: Andalusien - das ist da, wo viele Menschen Urlaub machen!

Naja gut, wir sind ja auch im Urlaub, wenn auch ein bisschen anders als andere: Heute sehen wir uns Malaga an, morgen auch noch, dann fahren wir mit dem Bus nach Granada, bleiben zwei ganze Tage dort, schauen uns die Alhambra an (ich sag euch: Für die noch Tickets zu bekommen war wirklich schier ein Ding der Unmöglichkeit! Dabei haben wir schon Anfang Februar gebucht. Ich wusste das theoretisch auch, dass man sich wirklich zeitig kümmern muss, praktisch allerdings habe ich das echt unterschätzt. Wie dem auch sei: Wir haben noch zwei Tickets bekommen, zwar nur mit Führen, aber was soll's, wenn uns die zu langweilig wird, klinken wir uns einfach aus.) und dann geht es auf Schuster's Rappen weiter nach Córdoba. Der Camino Mozárabe soll es diesmal sein - naja, wenigstens ein Stück von ihm, so weit uns eben unsere Füße tragen. Vorbereitet habe ich ihn bis Mérida, nur für den Fall, aber wenn ich sehe, dass hinter Córdoba manche Tagesstrecken 35 km lang sind ... - Wenn das zu lang ist, muss man es eben teilen!, denkt ihr bestimmt. Stimmt auch so im Großen und Ganzen, allerdings müssten wir uns dann einen lauscheligen Schlafplatz unter Olivenbäumen suchen, denn da gibt es nix unterwegs.

Aber diese Strecken liegen jetzt noch in weiter Zukunft. Jetzt sind wir erst einmal in Málaga gelandet, fahren mit dem Bus ins Zentrum, stellen unsere Rucksäcke in einem Hostal ab ... und sorgen dafür, dass das Durchschnittsalter der hier übernachtenden Gäste sich schier verdoppelt. Heideröslein!, alle, die hier herumhupfen, könnten unsere Kinder sein und ich fühle mich schlagartig fürchterlich alt. Nun denn, wie hat mein Papa immer gesagt?: Man ist immer so alt, wie man sich fühlt. - Stimmt. Ich habe gerade ein Mutter-von-erwachsenen-Kindern-Gefühl! (Da fällt mir ein, dass Litz und Linus inzwischen so alt sind, wie ich war, als wir geheiratet haben. Hmpf!, das macht die Sache jetzt gerade auch nicht besser!)

 

 

Als erstes besuchen wir die Kathedrale, die mit ihren riesigen Säulen schier bis in den Himmel zu führen scheint. Für mich sind so große Räume immer ein bisschen schwierig, weil ich mich darin irgendwie ... verliere, aber die kleinen Seitenkapellen sind wirklich schön und setzen meinen Augen die Grenzen, die sie brauchen.

 

Überhaupt bin ich zu unruhig für eine stille Andacht in einer Kirche. Hallo!, ich bin in Andalusien! Kathedralen gibt es überall zu sehen, aber um Bauten wie aus 1001 Nacht zu sehen, muss man entweder in den Orient oder eben hierher, in die Ecke Spaniens, wo die Mauren ihre Herrschaft am längsten gegen die Katholischen Könige haben halten können. Ich habe so viel darüber gelesen, jetzt bin ich ungeduldig: Her mit den Hufeisenbögen mit verzierten Zwickeln!

 

In Málaga braucht man dafür gar nicht lange zu gehen, denn die Alcazaba liegt quasi gleich um die Ecke. - Wir erleben voll den Kulturschock: Gerade noch gothische Kathedrale, jetzt, vorbei an einem römischen Amphitheater, zu einer maurischen Residenz, die auch "kleine Alhambra" genannt wird - nicht ganz so prächtig freilich wie die Nasridenpaläste, aber dafür irgendwie klein, heimelig, wohlig - wisst ihr, was ich meine? Schon das Kopfsteinpflaster ist etwas ganz besonderes, es gibt einen Miniatur-Myrtenhof und ... Ach Kinders, es ist einfach nur schön! Die Bäume und Palmen, die Mauern, die Bögen, die Säulen ... und überall liegt ein süßer Duft in der Luft!

 

 

 

Den gibt es allerdings nicht nur in der Alcazaba, sondern die ganze Stadt duftet süß nach Orangenblüten! Für mich ist es die einzige Stadt, die ich mit einem Duft verbinden werde. 

 

Wir haben wirklich eine tolle Zeit erwischt: Es ist Kurzehosewetter, aber noch nicht so warm, dass man sich nicht wirklich bewegen möchte, der Frühling hat schon ganz viel Leben in die Natur gebracht und doch kann man noch überall sehen, wie sie sich noch ein bisschen winterverschlafen die Augen rubbelt - es ist grandios!

 

Natürlich steigen wir auch hinauf zum Castillo de Gibralfaro, weil das, das habe ich gelesen, DAS Ausflugsziel von Málaga sein soll. - Ganz im Ernst, Kinders: Kann man machen, muss man aber nicht. Außer einem Eichhörnchen gab es dort nichts, was uns vom Sockel gerissen hätte. Die alten Mauern sind nicht schön, dafür aber fast überall durch Beton ausgebessert und bestenfalls verputzt. Vielleicht ist es hier schöner, wenn es grüner ist, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wo das ganze Grün herkommen soll. Nee.

Natürlich steht die Jakobuskirche noch auf unserem Abhakprogramm, aber um die herum ist leider eine große Baustelle und wir kommen nur an eine Nebentür, die allerdings nicht so aussieht, als ob sie jemals geöffnet wird. Schade.

 

Aber nicht schlimm, denn inzwischen ist es schon später am Nachmittag und in der Stadt tobt das Leben. Es ist Samstag und der wird gefeiert, nicht nur von den unzähligen Gruppen von Junggesellen-/llinnen (wir sind in Spanien, da fangen viele Wörter mit ll an) verabschieden. Und ich sag euch: Die wissen, wie feiern geht! Sie tanzen auf den Tischen, rollen sich ein Reih und Glied durch die Fußgängerzone und haben einen Riesenspaß!

 

 

Am Hafen ist es dann wieder ein bisschen ruhiger. Wir legen uns noch ein Weilchen in die Sonne und spazieren entlang der Promenade zum Leuchtturm und wieder zurück. Aber im Schatten wird es dann doch noch empfindlich schattig, das Leben in der Stadt tobt immer wilder ... und wir ziehen uns langsam aber sicher müde von diesem langen Tag in unser Kämmerchen im Hostal zurück. Duschen ... lasse ich dann doch ausfallen, denn das Wasser ist eiskalt. Thomas ist da reinlicher und als ich schon wieder in unserem Zimmer bin höre ich nur einen lauten Rums und eine mir sehr wohl bekannte Stimme kurz ... ein bisschen verschämt aufschreien und dann verhalten fluchen: Seine Reinlichkeit hat ihn schier selbst von den Füßen gehaut. Als ich in Unterhose und nur mit einem Handtuch vor der Schwabbelbrust angewetzt komme, ist er noch dabei, sich mit Hilfe eines Jünglings (nee, ich bin zu schockiert, um mir den genauer anzusehen, und das will etwas heißen!) zu sortieren, zusammen- und aufzuraffen. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter: Nee, ne, das ist jetzt nicht sein Ernst! - Nun denn, eine Gehirnerschütterung konnte er nicht kriegen, weil wo nichts ist, kann man auch nichts erschüttern, und am nächsten morgen ist er wieder fit. - Uff!