Malaga - Granada

Wir lassen uns noch ein bisschen durch Malaga treiben, das heute so viel leiser und ruhiger ist als gestern. Kaum zu glauben, dass es sich bei gestern und heute um die gleiche Stadt handelt.

 

Natürlich ist es schön, noch die eine oder andere Gasse zu entdecken, diesen und jenen Winkel zu bestaunen ... aber ganz ehrlich? Mein Kopf verbringt hier nur noch Wartezeit, während mein Bauch schonmal vorweggefahren ist, in Granada sitzt und ungeduldig auf den Rest von mir wartet.

 

Kinders, diese Stadt ist ein  Hammer! Als wir hier ankommen, platzt sie s hier aus allen Nähten. Es ist nicht zu fassen: Granada ist so groß und doch nicht groß genug ist für all die Menschen, die hier herumbummeln. Und wir können es niemandem verdenken, dass er es tut, denn hier ist es einfach nur schön! 

 

Das Hotel haben wir schnell gefunden. Weil wir selbst nicht mehr so genau wussten, was wir eigentlich gebucht hatten, waren wir schon ein bisschen küddelig. Das Hostel in Malaga war OK für eine Nacht, aber noch einmal drei Nächte mehr, nein, da sind wir nun doch ein bisschen schnäubisch. Dann stehen wir vor einem die richtigen Hotel und trauen uns gar nicht wirklich hineinzugehen. Hier übernachtet man mit Koffer, Beautycase und Rüschen, nicht mit Rucksack und langen Merinounterhosen für die Nacht. Aber als gerade als wir uns anmelden Nena 99 Luftballons anfängt aus den Lautsprechern zu schmettern, grinst uns der Rezeptionist an und alles ist gut. Kein Gemeinschaftsklo und aus der Dusche kommt heißes Wasser - das würde ich Luxuspilgern nennen, aber wir sind ja noch keine Pilger, sondern einfach nur zwei Touristen unter Tausend anderen.

 

Nachdem wir unsere Rucksäcke abgestellt haben machen wir uns gleich auf. Ich habe mich so lange auf hier gefreut, ich mag keine Sekunde mehr warten.

 

Weil sie eh direkt auf unserem Weg liegt, besuchen wir als erstes die Capilla Real mit den Grabstätten der Katholischen Könige, ihrer Tochter der Wahnsinnigen und deren schönem Gatten. Hihihi, die Vorstellung, dass sie seinen Leichnam wochenlang durch Spanien geschockelt hat, ist schon ein bisschen gruselig und ich muss wirklich aufpassen, dass ich in meinem Kopf nur bei Bildern bleibe und nicht auf Geruchskinomodus stelle.Das große Tor, das den Vorderteil von der Grabkapelle trennt, gefällt mir besonders gut. Viel schöner als die Darstellungen der Royal Family finde ich die Verzierungen rund um die Marmorgedenksteine (mir fällt gerade das richtige Wort nicht ein). An den beiden Kopfecken von Juana und Felipe hockt ein riesenfußiges, dickbauchiges Männlein, an den Fußecken eine dralle Frau mit Kugelbrüsten jeweils mit einem Kind in den Armen, aber alle unterschiedlich. Auch die anderen Verzierungen sind derart fein gearbeitet, dass es eine Lust ist, sie anzusehen.

 

Die Capilla war übrigens eines der Lieblingsmonumente von Franco, der den einköpfigen Adler aus dem Wappen der Katholischen Könige übernahm. 

 

Im Rentabel finden wir übrigens Jakobus hinter der Statue von Isabel I. und im rechten Seitenaltar rechts oben als Matamoros.

 

Was ich als ehemalige Hans-Memling-Schülerin interessant finde, ist, dass Isabel für ihn wohl eine Vorliebe gehabt haben muss, denn im Museum der Kapillaren finden sich in ihrem Vermächtnis gleich mehrere seiner Werke.

 

 

Als wir danach zum Hauptportal der Kathedrale kommen, wartet schon eine Menschenmenge auf eine Passionsdarstellung von Laien Schauspielern, die  Szenen vom letzten Abendmahl, Jesus Zweifel auf dem Ölberg, dem Kuss des Judas, die Vorführung bei den Pharisäern und sein Urteil dargestellt, immer wieder unterbrochen durch Gebete, die der Bischof, allerdings mit ihnen Riesenmütze, sondern nur mit Käppchen auf dem Kopf, mit den Menschen zusammen spricht. Es berührt mich, dass so viele Menschen so viele Gebete zusammen aufsagen können - es kann aber auch sein, dass es immer nur ein und dasselbe ist und ich es nur nicht merke. Mit dem Kreuz auf dem Rücken setzt sich Jesus mit den anderen an den Anfang einer Prozession, die an der Capilla Real zum ersten Kniefall anhält. 

 

Weiter gehen Thomas und ich nicht mit, sondern wir bummeln lieber noch ein bisschen  durch den ehemaligen Seidenmarkt und die Gassen rund um die Kathedrale.